Blick vom Kronsberg 20 / 2007
heute an seinen südlichen Fuß und zwar auf den Kronsberghof,
ehedem ein Expo-Vorzeigeprojekt mit hohen (wohl zu hohen) Erwartungen (als Herrmannsdorfer Landwerkstätten), jetzt ein von verschiedenen Einrichtungen genutzter Komplex. Ein Teil der Gebäude ist in der Obhut des gemeinnützigen Pony-Reitvereins Laatzen. Und dabei ist ein herkömmlicher Bauernhof kein Reiterhof. Die Infrastruktur muss ein wenig anders ausgeprägt sein - Ponyboxen, Reithalle, Aufenthaltsräumlichkeiten und anderes müssen den Anforderungen entsprechend an Stelle von Schweine- und Kuhställen treten. Um das zu bewerkstelligen, sollte der Bezirksrat ein wenig Geld dazugeben, auch um die unbestritten gute Jugendarbeit zu unterstützen. Aber das sieht die Bezirksratsmehrheit aus FDP und CDU, insbesondere nach der letzten Kommunalwahl und der gegenseitigen Verpflichtung von FDP und CDU, zumindest manifestiert in ihrem Abstimmungsverhalten, anders. Wenn man genau hinhört, ist in der CDU die Meinung darüber nicht einhellig. Aber der Koalitionszwang - gleiches Abstimmungsverhalten - bindet sie (noch). Diese Fälle der unterschiedlichen Auffassungen sind allerdings zunehmend häufiger zu beobachten.
Was aber die Reputation des Gremiums "Bezirksrat" angeht, verschlechtert sich diese erheblich. Denn die Modalitäten für eine Zuwendung an Einrichtungen werden, wie zu hören ist, von einer Laune bestimmt, je nach dem, ob die SPD "böse Briefe", so die bewertende Bezeichnung für unsere Pressemitteilungen und ähnliche Aktivitäten, verfasst und zur Veröffentlichung verschickt, ob sie sich in dieser Welt also mit anderen Ideen, Informationen und Meinungen zu Wort meldet oder ob sie lieber ein Wohlverhalten an den Tag legt, das dem politischen Gegner keine unruhigen Nächte beschert. Ein auf nicht nachvollziehbare und launische "Von-Fall-zu-Fall-"Kriterien ausgerichtetes Nicht-Wohlwollen gegenüber einem potentiellen Zuwendungsempfänger desintegriert die Gesellschaft und muss sofort ein Ende haben. Der Bezirksrat muss sich Richtlinien geben, nach denen die eigenverantwortliche Mittelvergabe - für jedermann offen gelegt - geregelt ist. Launen führen nicht nur zu Verdruss, sie können sich auch zu Aggressivität auswachsen. Dem muss durch korrektes Verhalten Einhalt geboten werden. Deshalb kann das Ziel nur sein, einen Grundkonsens über die Mittelvergabe alsbald herbeizuführen und zu verabschieden.
Pony-Reitvereins-Vorstand verlässt kopfschüttelnd den Ratssaal.
In der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung des Stadtbezirksrates Kirchrode-Bemerode-Wülferode am 13. Juni hatte der 1. Vorsitzende des Pony- Reitvereins Laatzen, Detlev Behrend, noch hoffnungsvolle Worte gesprochen. In dem ehedem dort in der Gutenbergstraße und schon seit längerer Zeit auf dem Kronsberghof in Bemerode in der Debberoder Straße ansässigen Verein ist in den letzten Jahren viel geschehen. Auf diese Situation machte der Vorsitzende aufmerksam, insbesondere auf die Jugendarbeit, aber auch auf die notwendigen Veränderungen an der Bausubstanz. Die für die Herrmannsdorfer Landwerkstätten errichteten Stallungen für Schweine und Kühe mussten zur Reithalle und Einstellplätzen für die Ponys umgebaut werden. Das alles konnte man am 9. Juni, am Tag der offenen Tür, auf dem Reithof besichtigen. Und er schloss seine Ausführungen mit dem Wunsch, den vorliegenden Beihilfeantrag positiv zu bescheiden.
SPD-Fraktionsvorsitzender Knut Böhme brachte ziemlich zum Schluss der öffentlichen Sitzung den Antrag auf Beihilfe in Höhe von 2.500 Euro ein bei einem Gesamtfinanzierungsvolumen von 6.500 Euro, erläuterte, welche Maßnahmen des Aus- und Umbaus des ehemaligen Vorzeige-Bauernhofes aus Expo-Zeiten speziell für den Reitsport und insbesondere die Jugendarbeit davon finanziert werden sollen und erinnerte an die immensen Aktivitäten, die schon geleistet worden sind. Und all das, und dabei schaute er auf eine Reihe von CDU-Bezirksratsmitgliedern, die sich am Tag der offenen Tür auch auf dem Pony-Reithof eingefunden hatten, haben Sie doch mit eigenen Augen ansehen können. Das ist doch unserer Unterstützung wert. Auch Herr Boldt, unser ehemaliger Bezirksbürgermeister, hatte bereits in der letzten Bezirksratsperiode dieser Einrichtung Unterstützung zugesichert. CDU und FDP schwiegen beharrlich zum Thema, hinter ihnen sitzend der Vereinsvorstand, und warteten die Abstimmung ab. Der Antrag wurde von der CDU / FDP- Mehrheit abgelehnt, obwohl es im Vorfeld die Zusage zumindest einiger Stimmen aus der CDU für das Projekt gegeben hatte. Das Ergebnis war für die Vorstandsmitglieder so enttäuschend, so dass sie sofort kopfschüttelnd den Ratssaal verließen. Die Vergabepraxis für Beihilfen ist in diesem Fall willkürlich und nach Gutsherrenart. Eine verlässliche Verständigung über die Vergabekriterien ist deshalb unabdingbar, wenn der Bezirksrat mit solchen Entscheidungen insgesamt nicht Gefahr laufen will, Desintegration zu betreiben statt Integration zu bewirken, erklärte die Stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Voß-Boner.