Am gestrigen Sonntagnachmittag trafen sich mehrere Jusos aus KiBeWü und den benachbarten OV’s zum gemütlichen Sonntagscafé. Gereicht wurde frischer Apfel- und Zuckerkuchen sowie köstlicher Kaffee, wahlweise konnten aber auch andere Kaltgetränke konsumiert werden. Daneben gab es Kekse und Salzstangen als Appetitanreger.

Alle Teilnehmer lobten den leckeren Kuchen und die besondere Atmosphäre im Blickwechselcafé der Jakobi Gemeinde in Kirchrode. Dazu trug vor allem das fehlende Licht bei, da das Wochenende ganz im „Blickwechsel“ stand. Der Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen hatte zum Dunkelcafé geladen und ermöglichte in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Hannover Interessierten das Agieren in der totalen Dunkelheit. Auch die Jusos begaben sich in die Hände von Blinden und ließen sich in das Dunkel führen. Die Umstellung geschah plötzlich und komplett. Der Raum war ins totale Dunkel gehüllt und das weitere Vorrankommen geschah nur noch über den Tastsinn.
Nachdem die Stühle gefunden wurden, stellten sich kurze Zeit später die ersten Erfolgserlebnisse ein, als das Milchkännchen und die Keksschalen auf dem Tisch ertastet wurden. Beeindruckt waren sie von der Schnelligkeit und Präzision mit der sich die Blinden im Raum bewegten, die Kuchenteller austeilten und die Tassen mit Kaffee füllten. Die „mutigsten“ Jusos versuchten dann ihren Kaffee mit Milch und Zucker zu trinken und gossen sich selber ein, was im Großen und Ganzen nach vorsichtigem Herantasten auch gelang.

Die Organisatoren hatten aber nicht nur für das leibliche Wohl, sondern auch für eine geistliche Stärkung gesorgt. Der Schauspieler und ehemalige Radiomoderator Martin G. Kunze gab einen informativen, kurzweiligen Überblick über das Leben und Wirken von Phillip Melanchton. Am Ende seiner Darbietung blieb die Frage nach der relativen Unbekanntheit und Unkenntnis, der geringen Würdigung über den Reformator in Deutschland im Raum stehen. Dieser war nicht nur immernoch komplett dunkel sondern, er konnte auch nicht auf seine Größe und Beschaffenheit eingeschätzt werden. Das Fehlen der räumlichen Orientierung sorgte bei manchen für ein merklich komisches Gefühl.

Der Unterschied zwischen den Gästen und Führern im Café zeigte sich nach dem Verlassen der Lichtschleuse. Für die Gäste wurde es wieder hell, die beiden Blinden blieben im Dunkel zurück. Die Jusos zeigten sich sehr beeindruckt von dieser Erfahrung und waren dankbar, dass der Blinden- und Sehbehindertenverband ihnen dies ermöglichte. Es wurde aber auch deutlich wie wichtig eine passive und aktive Unterstützung unserer nichtsehenden Mitbürger ist.

Dunkel 300