200 Jahre alte Eiche -

Naturdenkmal oder baumpreisverdächtig?

Geht man dieser Tage durch die aufgelassene Kleingartenkolonie „Sommerlust“ an der Bemeroder Straße, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dort kräftig mit der Säge gewerkelt wurde.

Bildunterschrift:

Eine markante Baumgestalt, die 200-jährige Eiche in der ehemaligen Kleingartenkolonie „Sommerlust“

Und ist es dann richtig, dass erst die Vegetation beräumt wird und dann die Flora und Fauna kartiert? Entlang des schnurgeraden Büntegrabens jenseits der Beindorffschen Villa (Lebenshilfe-Wohnstätte) ist der Bewuchs fast gänzlich bis auf wenige Einzelbäume auf großer Breite beseitigt. Auf der übrigen Fläche sind Büsche und Bäume zu einem nicht unerheblichen Teil eingeschlagen, zu einem anderen Teil sind vielfach Baumäste entfernt. Dieses Holz verblieb allerdings an Ort und Stelle. „Es sieht aus wie auf einem ungeordneten Shreddergutplatz einer Kompostierungsanlage“, fasst SPD-Fraktionschef Knut Böhme seinen Eindruck zusammen.

„Welchen Sinn hat dieser Einschlag? Steckt der Ausbau des Büntegrabens zu einem naturnahen Fließgewässer dahinter?“, fragt sich Böhme. Dieses Thema wird am 9. April auf der Bezirksratssitzung im Bemeroder Ratssaal auf der Tagesordnung stehen. Laut Änderungsplan vom Oktober 2007 zum Flächennutzungsplan, der genau diese Kleingartenfläche umfasst, steht auch noch die Biotoptypenkartierung sowie die Erfassung der Flora und der relevanten Tierarten (Vögel, Heuschrecken und Fledermäuse) für die weiteren planungsrechtlichen Schritte aus. „Wie soll die dann aussehen, wenn Flora und Fauna kurzerhand abhanden gekommen sind?“ Diese Fragestellung der SPD-Fraktion im Bezirksrat Kirchrode-Bemerode-Wülferode bedarf auch noch der Beantwortung. Bekanntlich will auf dieser Fläche die Firma Boehringer Ingelheim ein tierpharmazeutisches Forschungszentrum errichten.

Froh zeigte sich Böhme dagegen, dass die 200 Jahre alte Eiche inmitten dieser Fläche weiterhin unbeschädigt ist. „Die Region hat dieses Jahr wieder einen Baumpreis ausgelobt. Und dieser Baum ist mit seinen fast 4 m Stammumfang preisverdächtig, wenn das Umfeld stimmen würde“, sagte Böhme. Denn die Region stellt bestimmte Bedingungen, die hier noch nicht gegeben sind – nachzulesen unter www.hannover.de (Suchwort: Baumpreis) oder zu erfragen bei Gert Körner (Telefon 0511/616-22505). „Vielleicht wird der Baum ja schon bald Naturdenkmal oder durch einen Bebauungsplan gesichert. Dann ist er ohnehin außer Konkurrenz. Aber ein markanter Baum wird er hoffentlich bleiben – und auch großräumig geschützt vor Eingriffen jeglicher Art.“ (fjk)